Der Kaliabbau in Hauteroda und Umgebung

Im 1901 erschienenen Heft: ‚Die Kalilager bei Heldrungen – Gewerkschaften I und II’, kann man die Geschichte der beginnenden Kaliförderung in unserer Heimat verfolgen. Die der Gewerkschaft II gehörige Grube bei Oberheldrungen wurde 1905 zuerst zur Förderung fertig gestellt, und mit dem Kaliversand wurde am 23. Februar 1906 begonnen, also genau vor 100 Jahren.
Das Mutungsgebiet der beiden Gewerkschaften erstreckt sich weit über das Gebiet von Heldrungen und Hauteroda hinaus. Aus den zwei werden sechs Gewerkschaften. Außer diesen bestehen noch fünf Gewerkschaften im Gebiet der Finne. Zu diesem Zeitpunkt konnte man annehmen, dass der damalige Kreis Eckartsberga, der bis dahin als ein ackerbautreibender zu bezeichnen war, in Zukunft stark mit Industrie durchsetzt sein würde.

Betreiber der Kali-Schachtanlagen

Die Gewerkschaft „Heldrungen I und II“ mit den Schächten „Irmgard“, „Walter“ und „Anna“ gehörten zur Aktiengesellschaft „Deutsche Kaliwerke“ mit dem Sitz in Bernterode (Untereichsfeld). Gründungsdatum: 18. Juli 1901 – hervorgegangen aus der 1897 gebildeten Kali-bohrgesellschaft Heldrungen.
Die Gewerkschaftsversammlung vom 21.02.1907 beschloss, mit dem Besitz in das Kalisyndikat einzutreten. In der Versammlung vom 23.04.1908 wurde der Besitz in folgende Gewerkschaften eingeteilt: Heldrungen I, Walter, Irmgard, Heldrungen II, Sachsenburg und Hauteroda. Die Verwaltung befand sich in Oberheldrungen. Es wurden nur vier Schachtan-lagen von den Gewerkschaften Walter, Irmgard und Heldrungen II errichtet.
In Billroda befand sich die Verwaltung der drei Gewerkschaften Bernsdorf, Burggraf 2 u. 3, in Lossa war die Verwaltung der 4. Gewerkschaft Reichskrone und 5. Richard.

Lage der Schächte

Die Anlagen der Gewerkschaft Heldrungen II mit dem Schacht Heldrungen II (auch Anna genannt) befanden sich ca. 200 m südlich der Gemeinde Oberheldrungen. Das Abbaufeld erstreckte sich rd. 300 m südwestlich des Schachtes in NW-SO-Richtung auf eine Länge von rd.1,8 km. Vom Schacht wurde nach Osten eine Verbindungsstrecke zum Schacht „Walter“ gefahren, die jedoch mit diesem nicht durchschlägig wurde.
Die Anlagen der Gewerkschaften „ Irmgard“ und „Walter“ mit den gleichnamigen Schächten lagen etwa 1,5 km nord-nordwestlich der Gemeinde Hauteroda, bzw. rd. 3 km vom Schacht
„Heldrungen II“ entfernt.

Gewerkschaft Walter

Das Abteufen wurde zunächst mit provisorischen Mitteln begonnen und Ende August 1910 maschinell in vollem Umfang fortgeführt. Der Ansatzort liegt an der Nordostflanke des Heldrunger Sattels, jenseits des Salzspiegels und wird durch diesen von Anlage Heldrungen II getrennt.
Bei einer Gesamteufe von 434 m wurden die Teufarbeiten im Nov.1911 beendet. Das Kalilager traf man bei 365 m mit einer Mächtigkeit von 43 m bei fast sohliger Lagerung an. Die Lagerstätte wurde flach oder wellig mit einer Neigung von rd. 7° nach NO angetroffen. Sie wurde durch zwei Sohlen bei 370 m und 409 m Teufe erschlossen.
1911: Gewerkschaft Steinsalzbergwerk „Walter“ in Oberheldrungen baut eine Grubenbahn vom Schacht „Anna“ bei Oberheldrungen nach ihrem im Dornbachtal bei Hauteroda im Abteufen begriffenen Schacht.
1912 wurde die Förderung aufgenommen und nach einer Betriebszeit von 10 Jahren wieder eingestellt.

Gewerkschaft Irmgard

Mit dem Abteufen begann man 1911 und erreichte bei 356 m das Kalilager. 1912 wurde der Schacht mit einer Endteufe von 405 m fertiggestellt. Vom Schacht wurde zunächst eine Sohle bei 384 m Teufe angelegt. Die Förderung wurde 1913 aufgenommen und 1923 wieder eingestellt.
Die Schächte Irmgard und Walter waren miteinander im Lagerhorizont verbunden. Von beiden Anlagen wurden insgesamt 16,7 KT K2O abgesetzt. Bei einer Tagesförderung von etwa 110 t dürfte die Gesamtförderung rd. 264 KT betragen haben, in deren Folge ein Hohlraum von rd. 145.000 m³ geschaffen wurde. Die Förderung erfolge über Schacht Walter. Beide Schächte hatten eine gemeinsame Wetterführung.

Bis zur Einstellung der Förderung 1923 waren die Zuflüsse aus der Schachtröhre ständig zutage gefördert worden. Nachfolgend verblieben sie in den Grubenräumen. Beide Schächte wurden 1940 mit Betondeckeln verschlossen.

Bereits vorhandene oder frühere Verwahrungen und Sicherungen
(Auszüge aus einem Bericht der Abteilung Instandhaltung der Grube Roßleben, 12.12.1975)

Die Lagerstätten wurden nicht gegen das Eindringen von Wässern über die Schachtröhre gesichert. Der Schacht Anna wurde bis etwa 30 m Teufe verfüllt, nachdem 1926 die Tübbings bis auf 8 Ringe = 12 m ausgebaut waren. Da sich jedoch hinter der Schachtmauer Hohlräume gebildet hatten, riss diese ab und das Versatzmaterial ging ebenfalls mit in die Tiefe. Die Schachtöffnung ist durch eine Schachtabdeckung „System Orlas“ gesichert.
In den Jahren 1938 – 40 führte das Heeresbauamt Schachtinstandsetzungen am Schacht Walter durch, die jedoch erfolglos aufgegeben wurden. Nach Einstellung der Arbeiten wurde Versatz bis zu einer Teufe von 330 m eingebracht, der innerhalb von 7 Monaten um 6 m absackte.
Von den früheren Werkseinrichtungen der Schächte Irmgard, Walter und Anna sind nur noch die Wohnhäuser vorhanden. Die Fabrik- und Tagesanlagen, das Gleis der normalspurigen Anschlussbahn vom Bahnhof Heldrungen zu den Schächten und die Endlaugenleitung von der Fabrik der Anlage Heldrungen II zur Unstrut wurden sämtlich abgerissen. Im Gelände sind nur noch die Schächte, Halden und z. T. die Grundmauern erkennbar.
Nach 1945 wurden die Anlagen zum Eigentum des Volkes erklärt. 1954 wurden sie vom VEB Kaliwerk „Heinrich Rau“ Roßleben in Rechtsträgerschaft übernommen.geschichte schacht1n


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